Montag, 25. Mai 2015

Wetten daß: 500 Schweinebauern lassen sich am Mittwoch auf MRSA Keime testen

Presseschau - Für Sie gelesen:

Landwirte im Emsland machen den MRSA-Test

Wie viele weitere Berufskollegen will Rainer Möhlenkamp (rechts) Bernd Terhalle dabei unterstützen zu beweisen, dass die Landwirte nicht die Hauptverursacher gefährlicher Infektionen durch Krankenhauskeime sind. Foto: Birgit WaterlohWie viele weitere Berufskollegen will Rainer Möhlenkamp (rechts) Bernd Terhalle dabei unterstützen zu beweisen, dass die Landwirte nicht die Hauptverursacher gefährlicher Infektionen durch Krankenhauskeime sind. Foto: Birgit Waterloh
Lorup. Bernd Terhalle plädiert für Objektivität. Wenn Halbwissen und Pauschalurteile dazu führen, dass nur die Landwirte für Infektionen mit gegen Antibiotika resistenten Keimen (MRSA) verantwortlich gemacht werden, ärgert ihn das.
Jetzt plant der Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Hümmling (EZG) eine deutschlandweit bislang einmalige Aktion. Am Mittwoch kommender Woche sind die mehr als 500 Mitglieder der EZG dazu aufgerufen, sich im Rahmen der Mitgliederversammlung auf MRSA testen zu lassen. Die EZG erzielt mehr als 60 Prozent ihres Gesamtumsatzes aus dem Handel mit Schweinen. Das Einzugsgebiet liegt in einem Umkreis von fast 80 Kilometern um Lorup.
Anstoß zum Keimtest gab eine Autorenlesung in Papenburg im vergangenen Dezember. Der dort vorgetragene Kriminalroman, in dem es auch um die Massentierhaltung und antibiotikaresistente Keime geht, entfachte im Publikum eine heftige Diskussion.
Hermann-Josef Schomakers von der Anwohnerinitiative Nordhümmling argumentierte in einem „Rundumschlag“, wie Terhalle es formuliert, gegen die landwirtschaftliche Nutztierhaltung. Eine seiner Äußerungen schließlich brachte für Terhalle das Fass zum Überlaufen: Alle Bürger seien durch die Tierställe so mit MRSA belastet, dass sie nicht mehr im Krankenhaus behandelt würden.
In einem spontanen Entschluss forderte Terhalle ihn zu einer Wette heraus. Er will mit dem nun anstehenden Test beweisen, dass die Landwirte nicht für die Ausbreitung der resistenten Keime verantwortlich sind. Den aktuellen Hype der Medien um diese Aktion hingegen hat Terhalle nicht beabsichtigt. Ursprünglich wollte er den Test im Stillen durchführen. Als ihm jedoch in der damaligen Diskussion von seinem Widersacher erneut Vorurteile entgegenschlugen – Schomakers erklärte sich zu der Wette bereit, „wenn die Landwirte nicht betrügen“ – nahm Terhalle dies zum Anlass, den Test und auch die 14 Tage später zu erwartenden Resultate öffentlich zu machen.
Dass dieser Test keine wissenschaftliche Basis besitzt, sondern nur ein Schlaglicht auf den Zustand in der Region wirft, ist für Terhalle unerheblich: „Diesen Anspruch haben wir nicht, es geht uns um eine Bestandsaufnahme“, sagt er. Das Ergebnis soll aber mit offiziellen Daten verglichen werden. Terhalle, der mit seiner Aktion viel Zuspruch von den Landwirten erntet, will die Diskussionen um MRSA geraderücken. Bei positivem Befund soll auch eine genaue Typisierung erfolgen. Denn MRSA ist nicht gleich MRSA. (siehe Infobox)
„Natürlich gehen wir davon aus, dass einige Betriebsleiter mit LA-MRSA befallen sind“, sagt Terhalle und ergänzt: „Dann wissen sie es wenigstens.“ Es geht ihm darum zu beweisen, dass die Landwirte nicht öfter von dem Krankenhauskeim HA-MRSA befallen sind, der für den Großteil der gefährlichen Infektionen verantwortlich ist.
Sein Kontrahent Schomakers bemängelt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass seitens der Landwirtschaft Informationen bewusst zurückgehalten würden. Den Test der EZG begrüßt er: „Dies ist endlich mal ein Schritt in Richtung ihrer Gegner“, sagt er.
Rainer Möhlenkamp aus Lorup, der Rinder und Schweine hält, ist beim Test auf jeden Fall dabei: „Ich finde es gut, dass wir in die Offensive gehen“, sagt der 36-Jährige.
Die Kosten für den Test schätzt Terhalle auf etwa 2500 Euro. Die Teilnahme ist freiwillig. In einem Fragebogen werden die Art der Tierhaltung, auch Haustiere und eventuelle Krankenhausaufenthalte erfasst. Jeder Teilnehmer erhält sein Ergebnis auf Wunsch mitgeteilt. Die Daten werden anonymisiert weiterverarbeitet. Nach der Auswertung entscheidet sich, wer den Wetteinsatz von 500 Euro zahlen muss. Sollte Terhalle verlieren, will er den Betrag an die Caritas-Werkstatt in Börger spenden.
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