Donnerstag, 1. Januar 2015

Gut gestylt durch die Chemotherapie


Das Projekt "Headdress" – eine Erfindung eines Linzer Mediziners und eines Friseurs – unterstützt Frauen, wenn sie während der Therapie die Haare verlieren.



Die Diagnose Krebs trifft jährlich rund 38.000 Menschen in Österreich meist wie ein Keulenschlag. Neben der nackten Angst um ihr Überleben machen sich viele Betroffene große Sorgen um die Nebenwirkungen der Chemotherapie. "Werden mir nun alle Haare ausfallen, ist sicher eine der häufigsten Fragen, die insbesondere Frauen stellen", sagt Primar Peter Oppelt, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Landesfrauen- und Kinderklinik.
Gemeinsam mit dem Linzer Coiffeur Peter Fuchs hat Oppelt ein ganz spezielles Projekt ins Leben gerufen, das unter dem Motto: "Headdress – Lifestyle während der Chemo" seit zwei Monaten läuft. "Ich habe in der eigenen Verwandtschaft, aber auch im Freundeskreis bereits erlebt, dass jemand die Diagnose Krebs bekam. Als Friseur hab’ ich immer geholfen, wo ich konnte, und mich bemüht, beim Thema Haare ein einfühlsamer Begleiter in dieser schwierigen Zeit zu sein."

Kopfschmuck-Modelle

Seine privaten Erfahrungen bringt Fuchs beim Projekt "Headdress" mit ein. Er hat Perücken eines Herstellers im Programm, die täuschend echt aussehen und sich bei Körpertemperatur an die Kopfhaut schmiegen und nicht jucken. "Auch die bekannte TV-Moderatorin Sylvie van der Vaart hat vor Jahren während ihrer Brustkrebserkrankung eine Perücke dieser Art getragen, die nicht mehr als 40 Gramm wiegt", sagt Fuchs. Ein derartiges "Kopfschmuck-Modell" ist schon ab 300 Euro zu haben, einen Teil davon übernimmt die Krankenkasse.
"Die Patientinnen kommen idealerweise möglichst bald nach der Diagnose zur Beratung; also noch bevor die Haare ausfallen", sagt Fuchs. Die Frisur wird dann eventuell umgestylt beziehungsweise gekürzt und eine passende Perücke ausgesucht. "Viele Frauen wollen, dass man ihnen möglichst keine Veränderung ansieht, weil sie Kinder haben und/oder im Berufsleben stehen. Gerade für Kinder ist die äußerliche Veränderung der Mama oft sehr schwer zu verkraften", weiß Fuchs aus Erfahrung.
"Der Schock, dass man jetzt eine Glatze bekommt, ist trotzdem groß, aber nicht ganz so erschreckend, wenn man darauf professionell vorbereitet ist und die passende Perücke sofort zur Verfügung hat", sagt Fuchs, der das "Umstyling" in der Powder Puff Styling Suite in Linz in sehr intimer Atmosphäre durchführt. "Ich will die Damen nicht verkleiden, sondern ihre Persönlichkeit festhalten. Es geht um die natürliche Optik. Wenn man sich in seiner Haut wohlfühlt, strahlt man das auch aus." Dazu gehören daher auch die Einschulung im Anbringen von Ersatzwimpern und Echthaar-Augenbrauen.
Der 1. Linzer Patientinnen-Krebskongress findet am Samstag, 31. Jänner, von 9 bis 17 Uhr im Ausbildungszentrum der Landesfrauen- und Kinderklinik Linz statt.

San Antonio Breast Cancer Symposium 2015: EndoPredict auch nach neoadjuvanter Chemotherapie prognostisch und gängigen Markern überlegen

Nicht für alle Brustkrebs-Patientinnen, deren Tumor nach einer neoadjuvanten Chemotherapie noch nachweisbar ist, ist dies mit einer verschlechterten Prognose verknüpft. Mithilfe des Genexpressionstests EndoPredict(R) können diese Patientinnen in zwei Risikogruppen eingeteilt werden: Die mit einem hohen Rückfallrisiko und die mit einem niedrigen Rückfallrisiko. In einem Vergleich im Rahmen der GeparTrio-Studie der German Breast Group (GBG) war der EndoPredict-Hybrid-Score EPclin dem sonst für klinische Studien relevanten CPS-EG-Score klar überlegen. Die Ergebnisse wurden nun auf dem diesjährigen San Antonio Breast Cancer Symposium vorgestellt.
"Relevant ist die Prognose nach einer erfolgten Chemotherapie bei der Frage, welche Patientinnen mit einer chemo-endokrinen Therapie optimal behandelt sind und für welche Fälle die Anwendung neuer Wirkstoffe besonders angezeigt ist", erklärt Prof. Dr. Sibylle Loibl, Co-Chair der German Breast Group. "Insbesondere diesen Frauen sollte die Teilnahme an ,post-neoadjuvanten' Studien angeboten werden."
Zurzeit ist es üblich, die Fälle nach dem sogenannten CPS-EG Stagingsystem zu bewerten. Dieses kombiniert das klinische Tumorstadium vor der neoadjuvanten Therapie (CS), das pathologische Tumorstadium nach der neoadjuvanten Behandlung (PS), das Grading (G) und den Östrogen-Rezeptorstatus (E). Ein direkter Vergleich von CPS-EG und dem aus molekularem EndoPredict-Wert, Nodalstatus und Tumorgröße bestehenden EPclin zeigte, dass nur der EPclin signifikant mit einem schlechteren krankheitsfreien Überleben verknüpft war. Gleiches gilt für das Gesamtüberleben.
Analysiert wurden Tumorproben von Patientinnen, die im Rahmen der GeparTrio-Studie mit einer neoadjuvanten Chemotherapie (TAC oder TAC-NX) behandelt wurden. Berücksichtigt wurden nur Hormonrezeptor-positive und HER2/neu-negative Tumorproben. Der EndoPredict-Test wurde in Anschluss an die Chemotherapie am Operations-Resektat durchgeführt.
Die Sividon Diagnostics GmbH wurde im Juli 2010 als Management Buy-Out der Firma Siemens Healthcare Diagnostics Products am Standort Köln gegründet. Unternehmensziel ist es, die Qualität der therapiebegleitenden Diagnostik in der Onkologie nachhaltig zu steigern. Seit 2011 ist mit dem EndoPredict(R) der erste diagnostische Test aus dem Hause Sividon verfügbar. Der Brustkrebs-Prognosetest hilft bei der Entscheidung, für welche Patientin eine Chemotherapie angezeigt ist. Weitere Informationen finden Sie unter www.sividon.com oder www.endopredict.com.
Ende der Pressemitteilung

Emittent/Herausgeber: Sividon Diagnostics GmbH Schlagwort(e): Gesundheit
12.12.2014 Veröffentlichung einer Pressemitteilung, übermittelt durch DGAP - ein Service der EQS Group AG. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.
Die DGAP Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten, Corporate News/Finanznachrichten und Pressemitteilungen. Medienarchiv unter http://www.dgap-medientreff.de und http://www.dgap.de

Krebspatienten testen Chemotherapie an Mäusen

Mäuse-Avatare bringen neue Hoffnung bei Krebs 

In den USA haben Krebspatienten die Möglichkeit, ihre Chemotherapie im Vorfeld an so genannten „Mäuse-Avataren“ zu testen. Dadurch erhoffen sich viele der Betroffenen neue Behandlungsmöglichkeiten und eine Vermeidung von unnötigen körperlichen Belastungen und unwirksamen Medikamenten. Doch die Methode ist sehr teuer und garantiert keinen Erfolg. Daher raten Experten im Normalfall nach wie vor zur Standard-Therapie.
Patienten hoffen auf mehr Kontrolle über den eigenen Körper Ein neuer Trend aus den USA macht derzeit Krebspatienten Hoffnung, zukünftig mehr Kontrolle über den eigenen Körper zurückzuerlangen. Wie der US-amerikanische Nachrichtensender News9.com berichtet, bestehe in den Vereinigten Staaten nun offenbar die Möglichkeit, die eigene Chemotherapie im Vorfeld an Mäusen testen. Was auf den ersten Blick wie eine Idee aus einem Sciencefiction-Film anmutet, könnte möglicherweise aber tatsächlich dazu beitragen, die Therapie von Krebs zu verbessern und unnötige körperliche Strapazen zu vermieden.

 Kosten von mehr als $10.000 müssen selbst getragen werden Wie der Sender weiter berichtet, müssten die Kosten für die Tests in Höhe von $10.000 (umgerechnet etwa 8.000 Euro) oder mehr jedoch von den Patienten selbst übernommen werden, da die Versicherungen hierfür nicht aufkommen würden. Nichts desto trotz hätten sich in den letzten Monaten hunderte Menschen ihre eigenen „Maus-Avatare“ geschaffen, um die Krebsbehandlung zu testen. „Was ich tue, ist eine personalisierte Krebsbehandlung. Das ist der Trend der Zukunft“, so Eileen Youtie aus Miami gegenüber dem Sender. Youtie nutze Mäuse, um die Therapie ihres schwer zu behandelndes Brustkrebses besser steuern zu können: „Teil davon ist zu versuchen, diejenigen Chemos ausschließen zu können, die bei mir nicht helfen. Ich möchte keine Zeit damit verschwenden, diese zu nutzen und meinen Körper damit zu vergiften“, so Youtie weiter.

Tests garantieren keinen Erfolg Zentrale Idee der Maus-Experimente sei demnach, herauszufinden, welche Therapie im Einzelfall am besten wirke und welche die geringsten Nebenwirkungen habe. Doch eine Erfolgsgarantie gäbe es trotz des hohen Preises laut Dr. Len Lichtenfeld von der American Cancer Society nicht. Stattdessen gäbe es nicht ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse, um sagen zu können, wie gut die neue Methode funktioniere – daher solle diese dem Experten nach auch als „hoch-experimentell“ betrachtet werden, berichtet News9.com weiter.

Im Normalfall sollten Patienten weiter auf Standard-Behandlung setzen In diesem Zusammenhang empfehlen Experten vielen Betroffenen weiterhin eine klassische Krebstherapie: „Ich sehe, dass die Methode vielversprechend ist, aber sie ist sehr zeitaufwändig und sehr teuer. Für den durchschnittlichen Patienten wird daher die Standard-Behandlung weiterhin der richtige Weg sein", sagte die Krebsforscherin Alana Welm gegenüber dem Sender. Die Wissenschaftlerin von der Oklahoma Medical Research Foundation hatte erst kürzlich im Rahmen eines Brustkrebs-Symposiums in San Antonio einen Vortrag über Maus Avatare gehalten. Dennoch würden viele Betroffene neue Hoffnung in die Mäuse setzen und daher drei bis fünf Medikamente für einen Preis von 10.000 bis 12.000 US-Dollar testen lassen, so die medizinische Leiterin von „Champions Oncology“, Dr. Angela Davies.

In einigen Fällen konnte bereits Leben gerettet werden In einigen Fällen hätten die Untersuchungen jedoch bereits tatsächlich Leben retten können. Zum Beispiel bei Yaron Panov, einem 59-jährigen Patienten aus Toronto, bei dem vier Jahre zuvor ein seltener bösartiger Tumor des Weichteilgewebes (Liposarkom) diagnostiziert worden war. Wie News9.com schreibt, hätten bei ihm die Tests gezeigt, dass das bislang verschriebene Medikament nicht helfen könne – ein Mittel gegen Darmkrebs hingegen aber möglicherweise schon. „Es hatte bei den Mäusen gewirkt, daher wusste ich, dass es auch bei mir wirken würde“, so Panov gegenüber dem Sender. Sein Krebs befinde sich seit dem in Remission. (nr)

Quelle / Volltext:  http://www.heilpraxisnet.de

Chemotherapie aus dem Reisfeld Lebensgemeinschaft aus Pilz und Bakterium produziert hochwirksames Zellgift

Jena. Symbiose – mit diesem Fachausdruck bezeichnen Biologen eine Lebensgemeinschaft zweier Organismen, die beiden Seiten Vorteile bringt. Im Fall des Pilzes Rhizopus microsporus und des Bakteriums Burkholderia rhizoxinica könnte es allerdings bald noch einen dritten Nutznießer der Verbindung geben: den Menschen. Das Duo aus Pilz und Bakterium produziert eine Substanz, die im Labor und im Tierversuch gegen Tumorzellen wirkt, haben Biologen des Leibniz-Instituts für Naturstoffforschung und Infektionsbiologie in Jena herausgefunden.

Das ungleiche Paar, das vor allem in Reisplantagen vorkommt, gibt als Stoffwechselprodukt die Substanz Rhizoxin ab, einen Giftstoff, der bei Reispflanzen die Zellteilung blockiert und auch in der Lage ist, Krebszellen zu töten, so das Institut. Der Pilz benötigt das Bakterium für seine Fortpflanzung, dem Bakterium verschafft der Pilz wiederum optimale Bedingungen fürs Zusammenleben. Mit speziellen Enzymen heftet sich das Bakterium an die Zellwand des Pilzes und weicht diese gerade so weit auf, dass es eindringen kann – eine bisher noch niemals beobachtete Technik, so das Institut.

Quelle / Volltext http://www.saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/internet/art371089,5569710

Seltene Tumore effektiv behandeln

Hierzulande erkranken etwa 100 000 Menschen jährlich an Tumoren im Magen- Darm-Bereich. Nur zwei Prozent davon erhalten die Diagnose GIST, kurz für Gastrointestinale Stromatumoren. Das Tückische: Diese sehr seltene Krebserkrankung bleibt in frühen Stadien oft unbemerkt, die Bindegewebstumoren entwickeln sich schleichend. Bei der Hälfte der Patienten haben sich bereits Metastasen gebildet, wenn die Erkrankung diagnostiziert wird. Ihre Lebenserwartung liegt meist unter drei Jahren. Bislang wird die Erkrankung mit Tyrosinkinase-Hemmern behandelt, die für die Zelle wichtige Eiweiße auf der Oberfläche blockieren. Doch häufig entwickeln GIST eine Resistenz gegen diese Medikamente.
Im EU-Projekt MITIGATE widmen sich zehn Partner aus Forschung und Industrie der Entwicklung und Validierung eines »closed loop«-Prozesses, um Patienten mit GIST und Metastasen effektiv behandeln zu können. Dieses personalisierte Therapiekonzept umfasst innovative Strategien für die Biopsieentnahme und Zellanalyse. Darüber hinaus werden bildgebende Verfahren und entsprechende Konzepte für eine minimal-invasive Behandlung optimiert und angepasst. Forscher der Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie PAMB des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA entwickeln eine flexible Biopsienadel, mit der sich Proben des Gewebes entnehmen lassen. Das endoskopische Instrument verfügt über eine Schnittstelle zu einem Modul für die Zerkleinerung des Gewebes. Die GIST-Zellen werden dann in einem mikrofluidischen System spezifisch isoliert. Anschließend charakterisieren Forscher der Hochschule Mannheim durch Massenspektromie Marker, indem sie die Häufigkeit der Moleküle, die durch ein individuelles Masse-zu-Ladungs- Verhältnis gekennzeichnet sind, ermitteln. Der dabei entstehende »Fingerabdruck« ist für einen bestimmten Zell- oder Gewebetyp charakteristisch. Auf diese Weise sollen sich nicht wirksame Therapien schon vor Behandlungsbeginn ausschließen lassen.
Pressemitteilung Fraunhofer-Gesellschaft, Tobias Steinhäußer

Leberzellkrebs – heilbar bei rechtzeitiger Früherkennung

Der Leberzellkrebs ist weltweit die fünfthäufigste Tumorerkrankung und gehört zu den drei häufigsten Todesursachen, die durch Tumore hervorgerufen werden. Er ist Todesursache Nummer 1 bei Patienten mit Leberzirrhose. Ernste Beschwerden treten oft erst im späten Stadium auf, meist liegt als Folge einer Lebererkrankung eine Leberzirrhose (Vernarbung des Lebergewebes) vor und der Leberzellkrebs ist dann eine Spätfolge, bei der im fortgeschrittenen Zustand keine Heilung mehr möglich ist. Doch wenn er frühzeitig erkannt wird, ist Leberzellkrebs heilbar.
Bei früher Diagnose kann eine Lebertransplantation als letzter Ausweg zur Heilung führen. „Beim Leberzellkrebs haben wir eine einzigartige Situation, weil 90 Prozent der Patienten vorher bekannt sind. Es handelt sich um Hochrisikopatienten mit Vorerkrankungen der Leber“, sagt Prof. Dr. Peter Galle, Projektleiter der Gastro-Liga e.V. und Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Johannes Gutenberg-Universität Mainz, anlässlich des 15. Deutschen Lebertages, der am 20. November 2014 stattfindet und von Gastro-Liga e.V., Deutscher Leberhilfe e.V. und Deutscher Leberstiftung organisiert wird. Der Leberzellkrebs treffe nicht unvorbereitet irgendjemanden in der Mitte des Lebens, wie etwa beim Darmkrebs, sondern es seien definierte Patienten, die bereits an einer Hepatitis B- oder C-Virusinfektion leiden oder wegen Alkoholmissbrauchs leberkrank sind.
Regelmäßige Überwachung notwendig
Durch eine regelmäßige Überwachung dieser Patienten steigt die Chance, den Leberzellkrebs in einer so frühen Phase zu erkennen, dass man ihn durch eine Operation oder andere Verfahren heilen kann. Tatsächlich ist es aber genau umgekehrt: 70 Prozent der Erkrankungen werden erst in einem nicht mehr heilbaren Stadium erkannt. Das ist ein deutliches Zeichen für eine gravierende Unterversorgung der chronischen lebererkrankten Patienten. Ein Ausweg sind regelmäßige Verlaufskontrollen der Erkrankung. Das eröffnet die Möglichkeit, Patienten in einer heilbaren Früherkennungsphase zu diagnostizieren. Es gibt Länder, die das bereits praktizieren, zum Beispiel Japan. Dort sind die Menschen viel mehr auf Vorsorge ausgerichtet, werden auch dementsprechend erfasst und auch in größerem Umfange geheilt als in Deutschland oder anderen europäischen Ländern.
Als Standardempfehlung gilt: alle sechs Monate alle Patienten mit Leberzirrhose mittels Ultraschalluntersuchung zu kontrollieren. Damit besteht eine gute Chance auf Früherkennung des Leberkrebses in einem Stadium, in dem eine Heilung noch möglich ist. Patienten, die regelmäßig überwacht werden sollten, sind vor allem solche mit einer Hepatitis B- oder C-Virusinfektion, Fettleber oder Erkrankung aufgrund von Alkoholmissbrauch. In Deutschland haben vor allem Patienten mit Fettleber zugenommen. Viele Menschen mit Übergewicht haben eine Fettleber. Die daraus resultierende große Patientenzahl macht es notwendig, dass diesen Patienten Fragen zu Lebensweise und Leberwerten schon beim Hausarzt gestellt werden sollten. Die Werte sollten regelmäßig überprüft und auch geringfügig erhöhte vom Facharzt abgeklärt werden. Dann kann die leitlinienkonforme Überwachung stattfinden.
Lebensprognose bei Tumorpatienten
Für die Heilung und die Lebensprognose von Leberzellkrebspatienten spielt die Größe des Lebertumors eine große Rolle. Als Kerngröße gilt: bis zu drei Knoten, die jeweils maximal drei Zentimeter messen oder ein Knoten, der nicht mehr als fünf Zentimeter misst. Wenn diese Größe nicht überschritten wird, dann kann man noch eine Heilung erreichen. Zur Krebsfrüherkennung eignet sich eine Ultraschalluntersuchung. Dann ist es möglich, den Tumor zu resezieren oder zu veröden oder das erkrankte Organ durch eine Transplantation zu ersetzen. Für die Zukunft bedeutet eine Früherkennung in jedem Fall eine Verbesserung der Überlebenschance, denn Leberzellkrebs ist Todesursache Nummer 1 bei Patienten mit Leberzirrhose.
Kontakt:
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e.V.
Prof. Dr. Peter R. Galle
Friedrich-List-Straße 13, 35398 Gießen
geschaeftsstelle@gastro-liga.de
www.gastro-liga.de

Weitere Informationen:
http://www.lebertag.org

Pressemitteilung
Deutsche Leberstiftung, Rita Wilp

Warum Krebszellen trotz Sauerstoffmangel wachsen

Gesunde Zellen verlangsamen bei Sauerstoffmangel (Hypoxie) ihr Wachstum. Umso erstaunlicher ist es, dass Hypoxie ein charakteristisches Merkmal bösartiger Tumore ist. Wie es Krebszellen gelingt, das genetische Programm der Wachstumsbremse zu umgehen, berichten Forscher der Goethe-Universität und der Justus-Liebig-Universität Gießen in zwei Publikationen in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Communications“.
FRANKFURT/GIESSEN. Gesunde Zellen verlangsamen bei Sauerstoffmangel (Hypoxie) ihr Wachstum. Umso erstaunlicher ist es, dass Hypoxie ein charakteristisches Merkmal bösartiger Tumore ist. Wie es Krebszellen gelingt, das genetische Programm der Wachstumsbremse zu umgehen, berichten Forscher der Goethe-Universität und der Justus-Liebig-Universität Gießen in zwei Publikationen in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Communications“.
Seit längerem ist bekannt, dass PHD-Proteine (Prolyl-Hydroxylase-Domänen-Proteine) eine Schlüsselrolle bei der Regulatoren der Hypoxie spielen. Sie kontrollieren die Stabilität der Hypoxie-induzierten Transkriptionsfaktoren (HIFs), welche die Anpassung der Zelle an Sauerstoffmangel steuern. Nun hat das Team von Prof. Amparo Acker-Palmer, Goethe-Universität, und Prof. Till Acker, Justus-Liebig-Universität Gießen, herausgefunden, dass ein spezielles PHD-Protein, PHD3, auch den epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR) kontrolliert.
In gesunden Zellen antwortet PHD3 auf Stress wie Sauerstoffmangel, indem es die Aufnahme des EGF-Rezeptors ins Zellinnere steuert. Durch diese Internalisierung werden die Wachstumssignale herab reguliert. „Wir haben herausgefunden, dass PHD3 als Gerüstprotein dient, an dem zentrale Adapterproteine wie Eps15 und Epsin1 binden, um die Aufnahme von EGFR in die Zelle zu fördern“, so Acker-Palmer. In Tumorzellen ist dieser Prozess aufgrund des Verlusts von PHD3 gestört. Infolgedessen wird die Internalisierung von EGFR unterdrückt, was zu einer übermäßigen Aktivität der EGFR-Signale und damit dem unkontrollierten Wachstum der Zelle führt.
Die Forschergruppe konnte zeigen, dass der Verlust von PHD3 ein entscheidender Schritt beim Wachstum humaner maligner Hirntumore (Glioblastome) ist. Die Tumorzellen werden dadurch unabhängig von den wachstumshemmenden Signalen unter Sauerstoffmangel. „Klinisch ist diese Entdeckung hochrelevant, weil sie einen alternativen Mechanismus der Hyperaktivierung des EGF-Rezeptors zeigt, der unabhängig von seiner genetischen Amplifikation ist. Therapeutisch kann er durch EGFR-Inhibitoren unterdrückt werden“, erklärt Till Acker, Neuropathologe an der Universität Gießen.
“Unsere Arbeit zeigt eine unerwartete und neue Funktion des PHD3 an der Schnittstelle von zwei brandaktuellen Forschungsgebieten: Sauerstoffmessung und EGFR-Signaling”, erklärt Acker-Palmer. „Dies beweist erneut, wie groß die Bedeutung der Rezeptor-Internalisierung in der Krebsentwicklung ist“. Diesen Zusammenhang hatte das Forscherteam bereits 2010 für die Tumor-Angiogenese gezeigt (Sawamiphak et al, Nature 2010).
Publikationen:
Henze et al: Loss of PHD3 allows tumours to overcome hypoxic growth inhibition and sustain proliferation through EGFR, Nature communications, 25.11.2014, DOI: 10.1038/ncomms6582
Garvalov et al.: PHD3 regulates EGFR internalization and signalling in tumours, Nature communications, 25.11.2014, DOI: 10.1038/ncomms6577
Informationen:
Prof. Amparo Acker-Palmer, Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaft und Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798- 42563, Acker-Palmer@bio.uni-frankfurt.de; Prof. Till Acker, Institut für Neuropathologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Arndtstraße 16, 35392 Gießen, Tel.: (0641) 99-41181, till.acker@patho.med.uni-giessen.de
Die Goethe-Universität Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 2014 feiert sie ihren 100. Geburtstag. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto „Wissenschaft für die Gesellschaft“ in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften.
Mehr Informationen unter www2.uni-frankfurt.de/gu100
Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die rund 28.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissenschaften – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System – ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture – GCSC). www.uni-giessen.de
Herausgeber:
Der Präsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung Marketing und Kommunikation, Grüneburgplatz1, 60323 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-12498, Fax: (069) 798-761 12531, hardy@pvw.uni-frankfurt.de
Pressemitteilung
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Dr. Anne Hardy

Eine zweite Chance für krebskranke Kinder

Krebs bei Kindern ist heute meist dauerhaft heilbar. Doch 20 Prozent der krebskranken Kinder erleiden nach zunächst erfolgreicher Behandlung einen Rückfall, an dem sie schließlich versterben. Mit dem INFORM-Projekt* wollen Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum und dem Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung diesen Kindern eine zweite Chance eröffnen: Die Grundlage dafür ist die Analyse des gesamten Tumor-Erbguts zum Zeitpunkt des Rückfalls. Damit können die Forscher herausfinden, welche Faktoren den Krebs zum Wachsen anregen und dem einzelnen Kind möglicherweise mit einem der neuen, zielgerichteten Medikamente helfen. Das Ziel ist es, deutschlandweit bei allen Kindern mit Krebsrückfällen nach Erbgutveränderungen zu suchen und herauszufinden, ob es Medikamente gibt, die zu genau diesem Tumor passen. Die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Kinderkrebsstiftung unterstützen nun eine Machbarkeitsstudie über zwei Jahre mit rund 1,1 Millionen Euro.
Das drängendste Problem in der Krebsmedizin bei Kindern sind heute Rückfälle nach einer intensiven Stahlen- und Chemotherapie. “Das betrifft in Deutschland jedes Jahr etwa 500 krebskranke Kinder. Zum Zeitpunkt des Rückfalls sind die wirksamen Behandlungen bereits weitgehend ausgereizt, die Medikamente versagen häufig, wenn der Krebs zurückkehrt”, erklärt Prof. Otmar Wiestler, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). “Deshalb ist es uns so wichtig, für diese Kinder neue Behandlungsmöglichkeiten zu finden.”
Mit einer Untersuchung des gesamten Tumorerbguts zum Zeitpunkt des Rückfalls können Wissenschaftler heute herausfinden, welche Faktoren den individuellen Tumor zum Wachsen anregen. In vielen Fällen lassen sich diese wachstumsfördernden Faktoren durch ein passendes Medikament blockieren.
“Bei rund einem Viertel der krebskranken Kinder kehrt der Krebs nach einer Behandlung zurück, die meisten von ihnen haben dann keine dauerhafte Heilungschance mehr. Eine Erbgut-Analyse könnte nach unserer bisherigen Erfahrung für etwa die Hälfte von ihnen eine zweite Chance bedeuten. Unser Ziel ist es, deutschlandweit bei allen Kindern mit Krebsrückfällen nach einem Medikament zu suchen, das genau zu ihrem Tumor passt”, sagt Prof. Stefan Pfister vom Deutschen Krebsforschungszentrum, der federführende Koordinator des Forschungsverbunds INFORM.
Im Gegensatz zur Chemo- und Strahlentherapie schädigen die neuen, “intelligenten” Medikamente nicht alle sich schnell teilenden Zellen, sondern richten sich gegen spezifische krebstypische Zellveränderungen. Welche der vielen möglichen krebstypischen Veränderungen einen individuellen Tumor kennzeichnen, kann man ohne Erbgut-Analyse nicht erkennen.
Die INFORM-Forscher wollen in einer Machbarkeitsstudie durch umfangreiche Genomanalysen am DKFZ zunächst klären, welche Informationen aus dem Tumorerbgut dazu beitragen können, den Kindern eine bessere Behandlung anzubieten. Dabei konzentrieren sie sich auf die zwölf Krebsarten, bei denen Kinder am häufigsten Rückfälle erleiden. Die Wissenschaftler dokumentieren vor allem, welche und wie viele Mutationen, für die es “intelligente” Medikamente gibt, in den verschiedenen Krebsarten auftreten. Werden bei einem Patienten Veränderungen in den Tumorzellen entdeckt, gegen die bereits Wirkstoffe zur Verfügung stehen, so kann der behandelnde Arzt diese Information nutzen und individuell mit dem Patienten entscheiden, ob dieses Medikament eingesetzt werden kann.
Gibt es noch keine spezifischen Medikamente gegen eine krebstreibende Zellveränderung, so können Wissenschaftler die Information nutzen, um neue Wirkstoffe zu entwickeln.
Nach Abschluss der Machbarkeitsstudie wollen die Kinderonkologen in einer klinischen Studie nach dem Arzneimittelgesetz prüfen, ob die individualisierte Therapie auf der Basis der Erbgut-Information bessere Heilungserfolge erzielt als die herkömmliche Rückfalltherapie.
Weder die Untersuchung des Tumorerbguts noch die teuren zielgerichteten Medikamente werden derzeit von den Krankenkassen bezahlt. Die Förderung durch das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) (2,5 Millionen Euro), die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Kinderkrebsstiftung deckt einen Teil der Kosten für die Erbgutanalyse, Datenauswertung und Dokumentation. “Für die Deutsche Krebshilfe ist innovative Krebsforschung ein Kernanliegen. Nur über die Forschung können wir die Therapie und Versorgung krebskranker Menschen verbessern. Daher fördert die Deutsche Krebshilfe das hochinnovative INFORM-Projekt”, so Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. “Wir wollen, dass alle krebskranken Kinder eine Chance haben zu überleben – durch gezielte Therapien, mit so wenigen Spätfolgen wie möglich. Deshalb ist Forschungsförderung wichtig. Und deshalb ist das Verbundprojekt INFORM mit der gemeinschaftlichen Förderung durch DKTK und DKFZ, die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Kinderkrebsstiftung wegweisend für die Kinderkrebsheilkunde”, sagt Ulrich Ropertz, Vorsitzender der Deutschen Kinderkrebsstiftung.
Auch die BILD-Hilfsorganisation “Ein Herz für Kinder” unterstützt INFORM. Spenden an diese Charity helfen dabei, den anderen großen Posten zu bewältigen – die Kosten für die neuen Medikamente, die in der Regel nicht von Kassen übernommen werden, weil noch keine ausreichenden Studiendaten vorliegen. In der großen Gala “Ein Herz für Kinder” (Samstag, 6. Dezember, 20:15 Uhr im ZDF) wird eine kleine Patientin vorgestellt, für die die Analyse des Tumorerbguts eine zweite Chance bedeutet.
*INFORM steht für “Individualisierte Therapie für Rückfälle von bösartigen Tumoren bei Kindern”. Die wissenschaftlichen Koordinatoren sind:
  • Prof. Stefan Pfister (federführender Koordinator, DKFZ),
  • Prof. Angelika Eggert (Vorsitzende der Fachgesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Charité Berlin)
  • Prof. Peter Lichter (Leiter des INFORM-Bereichs Molekulare Diagnostik, DKFZ)
  • Prof. Olaf Witt (Leiter der INFORM-Registerstudie, DKFZ und Universitätsklinikum Heidelberg)
Unter dem Dach der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie sind deutschlandweit elf Studiengruppen und über 50 Rekrutierungszentren an INFORM beteiligt.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.
Ansprechpartner für die Presse:
Dr. Stefanie Seltmann
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42-2854
F: +49 6221 42-2968
E-Mail: S.Seltmann@dkfz.de
Dr. Sibylle Kohlstädt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42 2843
F: +49 6221 42 2968
E-Mail: S.Kohlstaedt@dkfz.de
E-Mail: presse@dkfz.de
Pressemitteilung
Deutsches Krebsforschungszentrum, Dr. Stefanie Seltmann

Gradmesser für die Bösartigkeit von Prostatakrebs entdeckt

Ein Protein, das die epigenetischen Merkmale der Tumorzellen beeinflusst, steht in direktem Zusammenhang mit der Bösartigkeit von Prostatakrebs. Dies hat nun ein Team von Wissenschaftlern aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum, der Universität Zürich, dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Universität Heidelberg und weiteren Institutionen an über 7700 Tumor-Gewebeproben nachgewiesen. Ein Nachweis des Biomarkers könnte in Zukunft die Wahrscheinlichkeit für einen aggressiven Verlauf der Erkrankung anzeigen und so die Wahl der passenden Therapie unterstützen.
Die Arbeit war Teil des Projekts „Früher Prostatakrebs“, das das Bundesforschungsministerium im Rahmen des Internationalen Krebsgenomkonsortiums ICGC fördert.
Bei einer Krebsdiagnose steht für Betroffene wie auch für ihre Ärzte die Frage nach der Bösartigkeit des Tumors im Vordergrund: Sie entscheidet, wie intensiv und radikal die Behandlung ausfallen muss. Insbesondere Prostatakrebs kann von Patient zu Patient einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen. Daher suchen Krebsforscher dringend nach messbaren, zuverlässigen Biomarkern, an denen sie die Aggressivität des Tumors ablesen können, um die Therapie entsprechend anzupassen.
Bei vielen Krebsarten geben Veränderungen des Erbguts Hinweise auf das Gefahrenpotential. Aber gerade bei Prostatakrebs sind solche Mutationen längst nicht so zahlreich wie bei anderen Tumorarten. „Wir vermuteten daher, dass Prostatakrebs vor allem durch veränderte epigenetische Merkmale angetrieben wird, also solche chemischen Veränderungen am Erbgut, die nicht die Reihenfolge der DNA-Bausteine betreffen“, sagt Prof. Christoph Plass vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), einer der Leiter der aktuellen Arbeit.
Lange Zeit war unbekannt, wie sich epigenetische Muster im Erbgut einer Krebszelle ändern. Heute kennen Wissenschaftler bestimmte Proteine der Zelle, die weitreichenden Einfluss auf dieses Muster haben können. Ein Verbund von Forschern aus dem DKFZ, der Universität Zürich, dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Universität Heidelberg und weiteren Institutionen hat sich nun auf die Suche gemacht nach solchen Steuerproteinen, die in Prostatakrebszellen die epigenetischen Merkmale verändern und dadurch möglicherweise den Verlauf der Erkrankung beeinflussen.
Die Wissenschaftler starteten ihre Suche zunächst in Datenbanken, in denen die molekularen Informationen zu zahlreichen Prostatakrebsfällen gespeichert sind. Diese Daten überprüften sie darauf, ob die Tumorzellen eines der bekannten epigenetischen Steuerproteine signifikant stärker oder schwächer ausprägen als gesunde Zellen derselben Patienten.
Den auffälligsten Unterschied ermittelten die Forscher für das Protein BAZ2A: „Eigentlich ist dieses Eiweiß dafür bekannt, dass es die Produktion der zellulären Proteinfabriken unterdrückt und dadurch die Lebensfähigkeit von Zellen beeinträchtigt“, erklärt Prof. Roland Eils, der sowohl im DKFZ als auch an der Universität Heidelberg eine Forschungsgruppe leitet. „Aber als wir BAZ2A in Zelllinien von metastasierendem Prostatakrebs ausschalteten, verlangsamte sich paradoxerweise ihr Wachstum.“ Weitere Untersuchungen zeigten, dass höhere Konzentrationen von BAZ2A die bösartigen Eigenschaften der Prostatakrebszellen steigerten, etwa die Beweglichkeit oder die Fähigkeit, in umgebendes Gewebe einzudringen.
Eine detaillierte molekulare Analyse von Prostatakrebszellen ergab, dass die Überproduktion von BAZ2A zu veränderten epigenetischen Mustern führte, die wiederum die Aktivität einer Reihe von krebsbremsenden Genen drosselten. Daraufhin vermuteten die Wissenschaftler, dass sich die BAZ2A-Überproduktion direkt auf die Bösartigkeit von Prostatakrebs auswirkt und daher ein Indikator für den Verlauf der Erkrankung sein könnte.
Das Forscherteam überprüfte diese Hypothese an fast 7700 Gewebeproben von Prostatakrebs und stellte fest: Je mehr BAZ2A das Gewebe enthielt, desto fortgeschrittener war der Tumor bei seiner Diagnose, desto häufiger hatte der Krebs bereits Metastasen gestreut und desto höher war der PSA-Wert der jeweiligen Patienten.
„BAZ2A scheint einen direkten Einfluss auf die Aggressivität von Prostatakrebs zu nehmen. Von daher könnte der Grad der BAZ2A-Expression deutliche Hinweise auf den Verlauf der Erkrankung geben. Das muss natürlich noch klinisch bestätigt werden“, sagt Christoph Plass. Aber gerade bei Patienten, deren sonstige klinischen Werte ein mittleres Risiko anzeigen, könnte die BAZ2A-Expression wertvolle Hinweise auf die Wahrscheinlichkeit geben, ob der Krebs zurückkehrt. Das würde Ärzte und Patienten bei der Wahl der aussichtsreichsten Therapie unterstützen.
Die Arbeit ist Teil des Internationalen Krebsgenom-Konsortiums. Am Projekt „Früher Prostatakrebs“ beteiligt sind die Martini-Klinik und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, das EMBL, das DKFZ, das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg sowie das Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin. Die Koordinatoren sind Prof. Christoph Plass im Deutschen Krebsforschungszentrum und Prof. Guido Sauter vom Universitätsklinikum Eppendorf. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 7,5 Millionen Euro gefördert.
Lei Gu, Sandra C Frommel, Christopher C Oakes, Ronald Simon, Katharina Grupp, Cristina Y Gerig, Dominik Bär, Mark D Robinson, Constance Baer, Melanie Weiss, Zuguang Gu, Matthieu Schapira, Ruprecht Kuner, Holger Sültmann, Maurizio Provenzano, ICGC Project on Early Onset Prostate Cancer, Marie-Laure Yaspo, Benedikt Brors, Jan Korbel, Thorsten Schlomm, Guido Sauter, Roland Eils, Christoph Plass und Raffaella Santoro: BAZ2A (TIP5) is involved in epigenetic alterations in prostate cancer and its overexpression predicts disease recurrence.
Nature Genetics 2014, DOI: 10.1038/ng.3165
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.
Ansprechpartner für die Presse:
Dr. Stefanie Seltmann
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42-2854
F: +49 6221 42-2968
E-Mail: S.Seltmann@dkfz.de
Dr. Sibylle Kohlstädt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42 2843
F: +49 6221 42 2968
E-Mail: S.Kohlstaedt@dkfz.de
E-Mail: presse@dkfz.de
www.dkfz.de
Pressemitteilung
Deutsches Krebsforschungszentrum, Dr. Stefanie Seltmann