Von den 81,9 Millionen Einwohnern Deutschlands im Jahr 2009 hatten 16,0 Millionen
Personen einen Migrationshintergrund, - dies sind 19,6 % der Gesamtbevölkerung
[i
].
Ausländische Staatsangehörige sind mit 8,8% % Bevölkerungsanteil
nur noch eine Teilmenge der Personen mit Migrationshintergrund neben Eingebürgerten
und (Spät)-Aussiedlern sowie deren in Deutschland geborenen Kindern.
Bereits 34,6 % der Kinder unter fünf Jahren haben einen Migrationshintergrund,
bei den Kindern und Jugendlichen bis einschließlich dem 15. Lebensjahr sind es
31,2 %.
Viele Menschen mit Migrationshintergrund werden aufgrund sprachlicher, kultureller
oder rechtlicher Barrieren und besonderer gesundheitlicher Problemlagen von
den vorhandenen Angeboten kaum erreicht.
Aus Unkenntnis finden sie sich innerhalb
der Leistungen und Strukturen nicht zurecht und nutzen bestehende Angebote
nicht.
Eine Hauptursache liegt darin, dass die Bevölkerung mit Migrationshintergrund
im statistischen Durchschnitt über eine geringere Bildung und einen niedrigeren
sozioökonomischen Status verfügt,
als der Bevölkerungsdurchschnitt ohne
Migrationshintergrund.
Gegenüber dem großen Anteil gut bis sehr gut integrierter
Menschen mit Migrationshintergrund befinden sich am anderen Ende des Spektrums
viele gering bis gar nicht integrierte Migrantinnen und Migranten in sozial prekären Lagen. Besondere Schwierigkeiten treten daher auch für die Angebote
der Selbsthilfeunterstützung für Menschen mit Migrationshintergrund auf. Sie sind
erfahrungsgemäß mit den gewohnten Mitteln der Selbsthilfeunterstützung nur sehr
schwer zu erreichen.
Die Gesundheitswissenschaft hat inzwischen nachgewiesen, dass Gesundheit und
Krankheit in einem direkten Zusammenhang mit Bildung, finanziellen Ressourcen
und sozialer Eingebundenheit der Menschen stehen. So ist insbesondere die gesundheitliche
Situation von Kindern und Jugendlichen stark von der sozialen Situation
der Eltern beeinflusst.
Mit Blick auf den zunehmenden Anteil von Kindern und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind demzufolge Investitionen in Gesundheitsförderung
und Prävention sowie in eine bedarfsgerechte gesundheitliche Versorgung
von Menschen mit Migrationshintergrund eine Investition in die gesellschaftliche
Zukunft Deutschlands.
Hinzu kommt die zum Teil geringere, zum Teil überproportional hohe Inanspruchnahme
medizinischer und psychotherapeutischer Dienste durch Menschen mit
Migrationshintergrund. Sie ist sowohl im stationären als auch im ambulanten Versorgungssektor
zu beobachten. So werden einerseits therapeutische und präventive
Angebote zu wenig wahrgenommen, andererseits aber z.B. Notfallambulanz
und Reproduktionsmedizin überproportional in Anspruch genommen. Migrationssensibilität
auf der Angebotsseite des Gesundheitswesens und gesundheitliche
Aufklärung in der migrantischen Bevölkerung können diese unerwünschten Zusammenhänge
im öffentlichen Gesundheitswesen Schritt für Schritt verändern.
Empfehlungen des Arbeitskreises
Der Arbeitskreis ist der Auffassung, dass die besonderen Bedürfnisse der Migrantinnen
und Migranten in allen Sparten der gesundheitlichen, pflegerischen und
psychosozialen Versorgung ebenso wie bei gezielten Angeboten zur Prävention
und Gesundheitsförderung berücksichtigt werden müssen, um gleiche Gesundheitschancen
für alle zu erreichen.
Auch die gesundheitliche Aufklärung durch Sozialversicherungsträger
sowie Bund, Länder und Kommunen sollte spezifische
Ansätze für Migrantinnen und Migranten enthalten. Die meisten Bundesländer haben
bereits Integrationskonzepte erarbeitet, in denen auch die gesundheitliche
Situation und Versorgung von Migrantinnen und Migranten thematisiert werden.
Der Arbeitskreis ist der Auffassung, dass die einzelnen Bereiche des Gesundheitswesens
ein Versorgungssystem entwickeln sollten, das stärker als bisher die
Förderung von Gesundheit im Blick hat und über ein traditionell medizinisch geprägtes
Versorgungssystem hinausgeht.
Quelle / Volltext Bundesregierung
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